Prolog:
Verflucht wurde sie von Zwiebeln, Sahne und einer dämonischen Marzipandecke!
Diese Torte ist die hässlichste Torte, die ich in meinem bisherigen Backfeeleben je hergestellt habe.
Ein neuerlicher Auftrag meines Bruders für seine Feuerwehrkollegen und sich selbst natürlich auch. Urlaubskuchen. Anscheinend gibt es bei der Feuerwehr für alles einen Grund für Kuchen: das erste Feuer, der erste Dachstuhlbrand, die erste gerettete Katze und von Urlaub wollen wir gar nicht reden. Man hat ja sonst nichts zu tun. Folglich wurde meine Wenigkeit, die kleine Schwester also mit einer Marzipantorte beauftragt, so wie die von Coppenrath und Wiese. Biskuit mit Marzipansahne und Schokosahne und Marzipandecke rundherum. Leider mag ich keinen Marzipan und mit Marzipandecken, so wie sie im Wunsch meines Bruders enthalten war, kenne ich mich gar nicht aus. Aber einmal ist immer das erste Mal. Also los: Biskuit gebacken, oh Wunder, er wurde riesig. Mein Bruder, der zufällig in der Küche vorbeischaute, entschied, dass sich drei Schichten wohl doch mehr lohnten, als die geplanten zwei. Also Pläne umwerfen und noch eine dritte Sahneschicht ausdenken, um den vier Böden genügend feuerwehrtauglichen und süßen Inhalt zu geben.
Für die Marzipansahne habe ich einfach ein paar gemahlene Mandeln geröstet. Leider- unwissentlich - in einer Pfanne, die mein Vater vorher zum Anschwitzen von Zwiebeln und irgendwelchen asiatischen Gewürzen benutzt hatte, folglich hatte das Ergebnis ein leichtes Zwiebelaroma, schmeckte man aber zum Glück nur, wenn die wissende Zunge danach suchte. Meine Zunge war aber sehr wissend. Und mein Gehirn war ausgerechnet zu diesem geschmacklich falsch gesetzten Zeitpunkt mal nicht vergesslich. Aber ein bisschen Zwang muss sein. Die abgekühlten Mandeln danach in geschlagene Sahne gehoben und mit Amaretto-Sirup, der sich seit langem schon im Backschrank langweilt, abgeschmeckt. Zweite Schicht wurde, da vorher nicht eingeplant, einfache Vanillesahne. Nummer drei bestand aus Schokosahne mit Schokostückchen. Die Sahne ist mit ein wenig, aber wirklich nur ein bisschen, Kakaopulver aromatisiert, damit sich die Schokostücken, die übrigens leicht zu groß waren, besser mit dem Gesamtkonzept verbinden konnten.
Sah bis dahin eigentlich schichtenweise ganz gut aus, obgleich schon die ersten Auswirkungen des Fluchs die Torte heimgesucht hatten - man erinnere sich an Zwiebeln. Nun kam der schwerste Teil: die Marzipandecke. Mein Plan war, sie aus ihrer Packung zu befreien und auf den Tortenturm zu legen, dann die Seiten herunterzuklappen und die Decke so mit den Fingern zu kneten und zu bearbeiten und sonst wie zu überreden oder zu zwingen, dass eine glatte Außenhülle entsteht. Denkste. Von wegen glatte Außenseiten. Die Marzipandecke war so hart und gummiartig, dass die Seitenfalten abbrachen und hässliche - nicht zu verknetende - Schnittstellen entstanden. Wie wulstige Narben außen um den Tortenrand verteilt. Aus lauter Verzweiflung habe ich den Spritzbeutel geschwungen und Sahneraupen auf die Narben gespritzt.
Das Ergebnis war kitschig und grässlich überladen mit Sahnetuffs und Sahneborten! Und zu allem Überfluss wurde die geschlagene Sahne im Spritzbeutel wieder flüssig.
Fluch weiche! Bitte!
Epilog:
Die Torte ist trotzdem zu den Feuerwehrmännern gewandert und mundete anscheinend allen. Von innen sieht sie sogar ganz in Ordnung aus, wenn man die Sahneverzierungen - die mich im Übrigen irgendwie an Rokokokleider und weiß gepuderte Perücken erinnern - außer Acht lässt.
Wer trotz alledem Nachbacken möchte: Jede Schicht besteht aus 200g Sahne, geschlagen und nach Geschmack aromatisiert. Die mittlere Schicht hat außer etwas Vanillezucker noch ein Päckchen Sahnesteif bekommen.
LG Leonie
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