Montag, 17. November 2014

Nussschnecken

Nussschnecken wollte ich schon eine ganze Weile lang backen, seitdem sie mich zum ersten Mal im Backbuch angegrinst haben, schwebten sie mir im Kopf herum. Bis letzten Sonntag. Da wurde der Plan in die Tat umgesetzt.
Die Zutaten für den Hefeteig waren schnell zusammen gesucht und der Pudding für die Füllung fertig gekocht, nur die richtige Nussmenge hatte ich nicht. Im Originalrezept war von gehackten Haselnüssen und Mandeln die Rede, allerdings fanden sich in unserem Schrank nur gemahlene Haselnüsse.
Zum Glück war zu diesem Zeitpunkt unser Walnussbaum im Garten gerade Nussweitwurf-freudig, so dass ich mal wieder die Ehre hatte, mit selbst produzierten Zutaten zu arbeiten.

Dazu muss man sagen: Ich hasse es, Walnüsse zu knacken. Besonders, wenn im Rezept eine bestimmte Menge verlangt ist. Dann sitzt man da und puhlt die Kerne aus den Schalen, klemmt sich die Finger im Nussknacker und fragt sich, warum nach vier mühevoll geknackten und sortierten Walnüssen immer noch keine 100 Gramm auf der Waage stehen, sondern grade mal mickrige 20 Gramm. Bei mir schaltet sich die Waage in diesem Moment der bitteren Erkenntnis dann meistens noch von selbst aus, sodass ich wütend drauf los knacke und mit größtem Widerwillen alle Walnüsse nieder mache, die das Pech haben, auf dem Tisch zu liegen. Diese Prozedur kann man sich als Bäcker allerdings auch sehr einfach sparen. Meine neueste Entdeckung: der Backsklave.
Immer wenn ich meinem Vater beim Kochen helfe, übernehme ich die "niederen Aufgaben", so wie er sie nennt. Das heißt Gemüse putzen, schälen, schnippeln, Bratwürste ausquetschen, Füllungen vermengen, Nudeln umrühren und dieser ganze Kram, der dem Koch meist zu viel Arbeit ist. Und diese Rolle des Küchengehilfen lässt sich auch perfekt auf die süße Küche übertragen und da tausche ich immer gerne die Rollen. Denn beim Backen bin ich die Königin der Küche und meine Untertanen haben mir zu folgen. Dann lass ich sie alle Aufgaben übernehmen, auf die ich gerade keine Lust habe Walnüsse knacken eben, aber auch Mehl abwiegen, Hefeteig kneten, Mürbeteig ausrollen und und und... Meine Küchensklaven sind meist freiwillige Opfer, die entweder grade nichts zu tun haben (Geschwister, Verwandte, die zu Besuch sind und sich langweilen, Großeltern, die eh den ganzen Tag nicht wissen, was sie tun sollen) oder Wesen, die zu einem nicht kleinen Teil am Ergebnis der Küchenschlacht interessiert sind und deswegen zum Mitmachen bestochen gezwungen überredet werden (Freunde oder Freundinnen, hungrige Brüder, Väter). Und wenn man sie zwischendurch Teig probieren lässt und hinterher das Ergebnis probieren lassen haben sie sogar alle Spaß daran; und ich mir selbst viel Arbeit gespart.


Nun zu den Schnecken an sich. Die Zubereitungsmethode, die ich in meinem Backbuch für die Schnecken gesehen habe, ist wirklich praktisch. Der Teig wird hergestellt, gehen gelassen und dann ausgerollt. Die Füllung wird darauf verstrichen bzw. darauf gestreut und anschließend wird alles zusammengerollt. Diese Rolle wird in Alufolie eingewickelt und dann in die Tiefkühltruhe gelegt. Dadurch werden Teig und Füllung hart und lassen sich hinterher besser in Scheiben schneiden. Somit hat das Auseinanderfallen-und-mit-Cremefüllung-Beschmieren endlich ein Ende! Friert man den Teig in mehreren Portionen ein, macht also mehrere Rollen, braucht man zudem nicht alle insgesamt drei bis vier Blech Schnecken auf einmal backen, sondern macht erst nur eine Rolle fertig und wartet mit der nächsten, bis die erste verputzt ist. So hat man außerdem immer frische Schnecken. Und warm sind die Schnecken am besten. Zehn Minuten nach dem Backen, vielleicht etwas länger, wenn der Puderzuckerguss noch weich ist, sind sie wie ein Gedicht. Die Kombination aus Zitronensaft und Zimtpulver in der Glasur, hat mich erst stutzig gemacht, im Nachhinein aber wirklich überzeugt, denn im Zusammenspiel mit dem weichen Teig, dem süßen Pudding und den herben Walnüssen bringt die Säure der Zitrone eine gewisse Note mit hinein, die vom Zimt noch abgerundet wird. Eine ziemlich leckere und aufregende Aromamischung und deshalb unbedingt das Ausprobieren wert!  

Für den Teig:
500g Mehl
100g Zucker
1 Päckchen Vanillin-Zucker
1 Päckchen Bourbon-Vanille-Zucker
1 Prise Salz
1 Ei
125g Sahne
150ml Milch
1 Päckchen Trockenhefe
60g Butter

Für die Füllung:
500ml Milch
1 Päckchen Vanille-Puddingpulver
1 EL Zucker
etwas Vanillemark oder gemahlene Vanilleschote
etwas Orangenschale(naroma)
150g gehackte Walnüsse
100g gemahlene Haselnüsse
3 EL Puderzucker

Für den Glanz und den Guss:
1 Eigelb
etwas Sahne
5-7 EL Puderzucker
Saft von 1/2 Zitrone
1 Prise Zimt

Für den Teig das Mehl mit allen drei Zuckersorten, dem Salz und dem Mehl mischen. Sahne und Milch lauwarm erwärmen. Trockenhefe und Sahne-Milch zu der Mehlmischung geben und mit den Knethaken des Rührgeräts annähernd zu einem glatten Teig verkneten. Die Butter leicht anschmelzen, sodass sie sehr weich ist und dazu geben. So lange weiterrühren, bis sich der Teig vom Schüsselboden löst und kugelig formt. Abgedeckt an einem warmen Ort mindestens 1 Stunde ziehen lassen, bis sich das Volumen mindestens verdoppelt hat.
Währenddessen den Pudding kochen. Dafür das Puddingpulver mit dem Zucker vermischen und einige Esslöffel von der Milch hinzufügen, rühren bis sich alles aufgelöst hat. Die restliche Milch mit Vanilleschote und Orangenschale aufkochen. Dann vom Herd ziehen und das angerührte Puddingpulver einrühren. Wieder auf die Platte stellen und kurz kochen lassen (ich sag immer, er sollte kurz träge blubbern). Abkühlen lassen.
Die Nüsse in einer großen Pfanne ohne Fett anrösten, bis sie leicht gebräunt sind und aromatisch riechen. Den Puderzucker darüberstreuen, unterrühren und solange weiter erhitzen, bis er sich so gut wie aufgelöst hat. Aus der Pfanne nehmen! (Sonst wird alles schwarz und bitter) und abkühlen lassen.
Den gegangenen Teig in zwei Hälften teilen und dünn ausrollen (1/2-1cm). Die Hälfte des Vanillepuddings daraufstreichen und die Nüsse drüberstreuen, dabei am Rand etwa einen Zentimeter frei lassen. Den Teig vorsichtig von der schmalen Seite her aufrollen. Die Rolle fest in Alufolie einrollen. Mit dem Rest Teig, Pudding und den Nüssen genauso verfahren. Die Rollen etwa zwei Stunden tiefkühlen, sodass sie sich besser schneiden lassen.
Zwei Backbleche (für eine Rolle) mit Backpapier auslegen. Eine der gekühlten Rollen aus dem Tiefkühlfach nehmen, die Alufolie entfernen und etwa 2cm dicke Scheiben abschneiden. Mit ausreichend Abstand auf den Blechen verteilen, abdecken und nochmals 1 Stunde gehen lassen. Den Backofen auf 200°C Heißluft vorheizen und kurz vor dem Backen die Temperatur auf 180°C herunterschalten. Eigelb und Sahne verquirlen und die gegangenen Schnecken damit bestreichen. Etwa 25 Minuten backen, bis die Schnecken goldgelb glänzen. In der Zwischenzeit Puderzucker, Zitronensaft und Zimt zu einem flüssigen Guss verrühren. Die fertigen, noch warmen Nussschnecken damit bestreichen.

Sonntag, 2. November 2014

Birnen-Speck-Flammkuchen mit Rosmarin

Dieses Rezept war eigentlich ursprünglich für einen Männerabend meines Vaters gedacht. Üblicherweise gibt es an diesen besonderen Abenden immer ein großzügiges Buffet mit frischem Aufschnitt und Brötchen, doch dieses Mal sollte es zusätzlich noch eine deftige warme Mahlzeit, eben einen Flammkuchen geben. Und ich sollte das Rezept einmal ausprobieren, allerdings habe ich mich bei den Zwiebeln geweigert und stattdessen eine neue Kombination ausprobiert: Birne-Speck-Rosmarin.


Und es hat sich gelohnt. Eigentlich. Denn die Mischung aus der süßen Birne, dem würzigen, salzigen Speck und dem herben Rosmarin ist ziemlich reizvoll. Dazu eine milde Schmandcreme und ein knackiger Boden als Untergrund. Wirklich lecker, befanden zumindest meine Oma, meine Mutter und ich. Und da wären wir auch schon wieder beim eigentlich. Denn meinem Vater mundete das Ganze überhaupt nicht. Er verabscheut nämlich nahezu jedes cremige Milchprodukt, sprich Joghurt, Quark, Frischkäse und eben auch Schmand und Creme Fraîche. Er wusste, dass die letzteren beiden Zutaten feste Bestandteile des Flammkuchens werden würden, hatte die Menge allerdings unterschätzt. Außerdem seien Birnen nicht männlich genug... Jetzt wird es wohl am Männerabend was anderes geben... aber für einen Frauenabend passt das Rezept dafür umso besser.


Für den Teig:
15g frische Hefe
250g Mehl
1 TL Salz
1 TL Zucker

Für den Belag:
4 große Birnen
4 Zweige Rosmarin
150g gewürfelter Schinkenspeck
200g Creme Fraîche
200g Schmand
Salz
Pfeffer
Zucker

Für den Teig die Hefe in 125ml lauwarmes Wasser bröseln und unter Rühren darin auflösen. Das Mehl mit dem Salz und dem Zucker mischen und dazugeben. Erst mit den Knethaken der Rührmaschine und dann von Hand zu einem glatten Teig verkneten. Eventuell noch etwas Mehl hinzufügen. Den Teig 30-45min zugedeckt an einem warmen Ort gehen lassen.
Inzwischen die Birnen schälen, entkernen, vierteln und in kleine Scheibchen schneiden. Die Nadeln von den Rosmarinzweigen zupfen und zusammen mit dem Speck unter die Birnenscheibchen mischen. Creme Fraîche und Schmand verrühren.
Den gegangenen Teig auf bemehlter Arbeitsfläche hauchdünn ausrollen und auf ein mit Backpapier belegtes Backblech legen. Die Schmandcreme daraufstreichen und die Birnenmischung auf der Creme verteilen. Alles mit viel Pfeffer, Salz und etwas Zucker würzen. Den Flammkuchen bei 200°C Heißluft oder Pizzabackstufe etwa eine Viertelstunde backen.